Mit „1222“ stellen blista und Stadt erstmals Stadtschrift barrierefrei als Hörbuch vor
Mit „1222“ stellen blista und Stadt erstmals Stadtschrift barrierefrei als Hörbuch vor

Mit „1222“ stellen blista und Stadt erstmals Stadtschrift barrierefrei als Hörbuch vor

Erstmals ist eine Stadtschrift – der Roman „1222“ – auch als Hörbuch erschienen. Das Kooperationsprojekt zwischen Universitätsstadt und blista stellten vor: (von links nach rechts) Sabine Preisler, Leitung Marburger Stadtschriften, Patrick Temmesfeld, Vorstandsvorsitzender blista, Sprecherin Dr. Bianca Weyers, Kariona Kupka (Marburg800), Andrea Katemann, Leiterin der Deutschen Blinden-Bibliothek, Sprecher André Schlegl, Autor Daniel Twardowski, Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies, Sprecher Thomas Huth und Jürgen Hertlein, Vorsitzender der Seeber-Stiftung.
(Foto: Nadja Schwarzwäller, i. A. der Stadt Marburg)

(PM) Stadtgeschichte und spannende Geschichten entdecken – das geht jetzt auch akustisch: Erstmals und noch rechtzeitig vor Weihnachten erscheint eine Marburger Stadtschrift nicht nur in gedruckter Version, sondern auch als Hörbuch. Der historische Roman „1222“ von Bestseller-Autor Daniel Twardowski alias Dr. Christoph Becker wurde als Kooperationsprojekt zwischen der Universitätsstadt und der Deutschen Blindenstudienanstalt (blista) auf CD produziert.

„Es war ein sonderbar helles Jahrhundert, denn die Welt war größer geworden im letzten.“ Mit diesem Satz beginnt „1222“. Die Stimmen von Dr. Bianca Weyers und Thomas Huth erwecken sowohl den Wissensteil als auch den Roman zu akustischem Leben – 16 Stunden und 55 Minuten Hörgenuss, der in den Studios der Deutschen Blinden-Hörbücherei der blista eingespielt wurde. „Ich freue mich sehr über die hervorragende Zusammenarbeit mit der Deutschen Blindenstudienanstalt“, so Oberbürgermeister und Kulturdezernent Dr. Thomas Spies. „Das Hörbuch zeigt auf eindrückliche Weise, dass alle von barrierefreien Inhalten profitieren können, auch im kulturellen Bereich.“

Patrick Temmesfeld, Vorstandsvorsitzender der blista, lobt die Kooperation ebenfalls: „Wenn es darum geht, Barrieren abzubauen, ist die Stadt Marburg als Vorreiterin unterwegs – ohne dass man es erst einfordern muss.“ Das Hörbuch sei ein weiterer Baustein, mit dem mehr Teilhabe möglich sei, sagt Temmesfeld. Der Nutzen ist laut Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies allerdings viel breiter als die Barrierefreiheit – für alle Fans von Hörbüchern ist die eingelesene Version von „1222“ eine echte Attraktion. Sabine Preisler, Leiterin der Marburger Stadtschriften, freut sich, dass auch das Hörbuch zu einem symbolischen Preis – ein Euro für jedes Jahrhundert des Stadtjubiläums – erhältlich ist.

Premiere durch Kooperationsprojekt

Marburg war im 13. Jahrhundert eine einzige Baustelle. Damals entstanden Elisabethkirche, Franziskanerkloster, Pfarrkirche, Fürstensaal und vieles mehr, was die Stadt bis heute prägt. Warum überboten sich damals der Deutsche Orden, Klöster, Landgrafen und die Bürger*innenschaft? Antworten auf diese und andere Fragen erwarten jetzt nicht nur die Leser*innen, sondern auch die Hörer*innen von „1222“. Autor Dr. Christoph Becker alias Daniel Twardowski hat eine Zeitreise gewagt, die einen spannenden Roman genauso beinhaltet wie historische Fakten. Über 70 Prozent der Printausgabe wurden bereits verkauft, das Hörbuch wurde nun einer ersten Auflage von 400 Exemplaren produziert.

„Dass wir im Jubiläumsjahr der Stadt mit diesem Hörbuch die Stadtgeschichte in Form eines Romans, angereichert durch historische Fakten und einen Wissensteil in unseren Hörbuchstudios vertonen konnten, ist wirklich etwas ganz Besonderes“, bestätigt auch Andrea Katemann, Leiterin der Deutschen Blinden-Bibliothek. „Obwohl ich schon recht lange in Marburg lebe, habe ich so jetzt ein noch lebendigeres Bild der Marburger Stadtgeschichte erhalten.“

Als Sprecher*innen waren auch Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies (Vorwort Wissen), Autor Daniel Twardowski (Vorwort Roman) und André Schlegl (Illustrationen) beteiligt. „Wir haben bei der Hörbuchproduktion besonderen Wert darauf gelegt, dass wir alle Illustrationen und Grafiken beschreiben und auch die vielen wichtigen und erkenntnisreichen Anmerkungen aufsprechen, damit alle Hörer*innen, egal ob sehend oder blind, die gleichen Inhalte genießen können“, erläutert Katemann.

Besondere Herausforderung in der Umsetzung war das „Drehbuch“

Angesichts der besonderen Konzeption von „1222“ als „Drehbuch“ – für die Auswahl von Roman- und Wissensteil wird das Druckprodukt in der Leserichtung gedreht – waren für die Hörbuchpremiere einige Herausforderungen zu meistern. Die unterschiedlichen Buchteile wurden in Abstimmung mit dem Autor nacheinander aufgenommen, aber miteinander verknüpft. Dabei durfte der Charakter des Buches nicht verloren gehen. Für Menschen ohne Sehbehinderung ermöglicht eine gedruckte Titelliste von „1222“ das direkte Ansteuern der Buch-Kapitel.

Mit den beiden Hauptsprecher*innen Dr. Bianca Weyers und Thomas Huth standen zwei seit Jahren erfahrene Kräfte des Ensembles der Deutschen Blinden-Hörbücherei vor dem Mikrofon. Sie gehören zum Sprecher*innen-Team, das wöchentlich das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ den blinden und sehbehinderten Nutzer*innen barrierefrei zugänglich macht. Sie hatten viel Spaß bei dem Projekt, wie sie erzählen – „auch, wenn die korrekte Aussprache und Betonung der mittelhochdeutschen Dialekte uns beiden schon gelegentlich mehr abverlangt hat als sonst“. Ausgewählt wurden ihre Stimmen passend zum Roman von Stadt, Autor und blista gemeinsam.

Zu haben ist das Hörbuch für acht Euro im Buchhandel, im Rathaus (Markt 8, 2. Stock), über die Mailadresse pressestelle@marburg-stadt.de sowie auf www.marburg.de/stadtschriften. Unterstützt wurde das Projekt von der Lothar- und Ilse-Seeber-Stiftung Marburg – das Ehepaar hatte sein Vermögen in einer Stiftung angelegt, die Projekte für Blinde und Sehbehinderte fördert. Neben dem Hörbuch „1222“ für acht Euro ist selbstverständlich auch das gedruckte Buch selbst weiter für 12,22 Euro erhältlich – so lange der Vorrat reicht. Mit „1222“ hatte die Stadt zum Jubiläum Marburg800 auf einen Autor gesetzt, der bereits zum Lutherjahr eine Stadtschrift zum Publikumserfolg machte.