Ödipus auf Kolonos / Antigone
Ödipus auf Kolonos / Antigone

Ödipus auf Kolonos / Antigone

Wo das Stück Der Sonne und dem Tod kann man nicht ins Auge sehen endet, macht dieses Stück weiter und setzt die Tragödie fort.
Dabei unterscheiden sich die beiden Stücke an vielen Stellen konträr von einander im Hinblick auf ihre Inszenierung.
Dieses Stück nimmt nicht nur die große Bühne für sich ein, sondern durchbricht dabei auch die vierte Wand, indem es Elemente des griechischen, antikem Theater bedient. So finden sich die Schauspieler:innnen auch im Zuschauerraum wieder und interagieren von dort auch mit Personen auf der Bühne. Es lohnt sich also bei diesem Stück zentral zu sitzen und gerade am Anfange die Türen im Auge zu haben.

Den durch eine dieser Türen betreten der erblindete Ödipus (Roman Kurtz) und seine Tochter Antigone (Anne-Elise Minetti) die Bühne bei ihrer Suche nach einem Ort an dem sie Ruhe finden und nicht nach kurzer Zeit vertrieben werden. Schließlich gilt Ödipus durch sein Schicksal als unerwünschte Person. In Athen finden die beiden, trotz des Widerstands der Bürger:innen, Zuflucht, da sie vom athenischen Herrscher (Pascal Thomas) empfangen werden. Dort treffen sie auf Ismene (Beatrice Boca), die Schwester von Antigone. Selbst als der Herrscher von Theben Kreon (Tom Wild) und die Töchter von Ödipus entführt, weicht Athen nicht zurück und befreit die beiden. Als Dank sorgt Ödipus dafür dass das Glück Athen wohlgesonnen ist, auch nach seinem Tod.

Unterdessen geht in Theben der Konflikt von Antigones Brüdern Polyneikes und Eteokles weiter und Antigone macht sich mit ihrer Schwester auf den Konflikt zu entschärfen. Vor ihrem Eintreffen stirb allerdings Polyneikes und Kreon verbietet es, unter Strafe, ihn zu bestatten.
Antigone setzt sich über diese Anordnung hinweg und wird dafür eingemauert. In dessen Folge befallen Kreon Selbstzweifel ob diese Strafe gerechtfertigt ist und löst dadurch den Tod von Antigone und ihres Verlobten und Kreons Sohn Haimon.
Am Ende verzweifelt und beklagt Kreon die vielen Tote die durch seine handeln passiert sind.

Aus dem Ensemble stechen vor allem Roman Kurtz und Tom Wild hervor. Kurtz vor allem wegen seinem sicheren und souveränem Auftreten, die seine Augenbinde quasi kompensieren. Zielsicher bewegt er sich über die Bühne und geht dabei mühelos den Hindernissen aus dem Weg.
Wild hingegen überzeugt durch seine Präsenz auf der Bühne und seinen Auftritt als Herrscher der sich von niemanden bedroht fühlt, sondern selber für diesen Effekt sorgt.

Colin Walkers führt mit seinem Bühnenbild auch dort die Geschichte von Ödipus weiter. So ist bei „Der Sonne und dem Tod kann man nicht ins Auge schauen“ als auch hier ein gemeinsamer, überordneter Entwurf sichtbar. trotzdem wird hier die Möglichkeit die die große Drehbühne liefert genutzt und so ein eigenes Profil entwickelt.

Die gemeinsame Aufführung der Stücke „Ödipus auf Kolonos“ und „Antigone“ geht fließend ineinander über, allerdings hätte in diesem Zuge eine Straffung der Handlung gut getan. Patrick Schimanskis Inszenierung startet gut, verpasst allerdings dann einen guten Schlusspunkt zu finden.So stellt sich ab dem erstem Drittel nach der Pause leider das Gefühl ein es möge endlich vorbei sein, bevor sich noch eine weitere Szene die aufkeimende Hoffnung begräbt.

[soundcloud url=“https://api.soundcloud.com/tracks/286964751″ params=“color=ff5500&auto_play=false&hide_related=false&show_comments=true&show_user=true&show_reposts=false“ width=“100%“ height=“166″ iframe=“true“ /]

Der Beitrag lief am 10. Oktober in der Frühschicht auf Radio Unerhört Marburg.

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert