Romulus der Grosse
Romulus der Grosse

Romulus der Grosse

Kurz nach dem 2. Weltkrieg feierte Dürrenmatts Stück „Romulus der Grosse“ Premiere in Basel und auch bei der Premiere, am 12. November 2016, im Stadttheater Gießen merkt man der Inhalt nichts an seiner Brisanz verloren hat.

Im Jahre 476 n.Chr. ist das römische Imperium dem Untergang durch die Germanen geweiht.  Der Kaiser von Westrom Romulus Augustus (Roman Kurtz) schaut auf seinem Landsitz diesem Untergang gleichgültig zu und sorgt sich lieber um die Eierproduktion seiner Hühner. Auch die Botschaft über das näher rücken der Germanen bringt ihn nicht aus der Ruhe, ebenso wie das eintreffen des Kaisers von Ostrom (Pascal Thomas). Immer wieder versuchen seine Familie und seine Minister ihn etwas zu unternehmen, wie die vom Kriegsminister Mares (Jan-Christof Kick) geforderte „totale Mobilmachung“.
In dieser Lage hinein taucht der Hosenfabrikant Cäsar Rupf (Tom Wild) der anbietet das römische Imperium zu retten übernehmen, wenn er im Gegenzug die Hand von Romulus Tochter Rea (Marlene-Sophie Haagen) erhält. Rea zögert zunächst, zumal ihr eigentlicher Verlobter Ämilian (Lukas Goldbach) aus der germanischen Gefangenschaft zurück kehrt. Wegen dieser Gefangenschaft und der dort erledigten Qualen drängt er Rea Rupf zu heiraten und ihre patriotische Pflicht zu erfüllen. Als sie so vom patriotischem Geist erfüllt nachgibt, erklärt ihr Vater, das er dieses Angebot nicht annehmen wird.

Im 2. Teil erfahren die Zuschauer den Grund für Romulus scheinbar gleichgültiges nichts tun im Angesicht der Niederlage.
Schließlich war dies sein Ziel, den Untergang des römischen Imperiums herbei zu führen. Für ihn hat das römische Reich zu einer brutalen und menschenverachtenden Maschine entwickelt die nun endlich für seine Taten bezahlen muss und dessen Opfer jetzt ihre lang erwartete Genugtuung bekommen. Angeekelt von diesem Weg machen sich seine Familie und die Minister auf nach Sizilien zu fliehen, um dort den Widerstand gegen die Germanen zu koordinieren. Allerdings überlebt niemand die Überfahrt und Romulus tröstet sich in der Tatsache das auch er bald sterben wird.
Als die Germanen in Form von Feldherr Odoaker (Harald Pfeiffer) auf seinem Landsitz erscheinen, dass die Germanen gar nicht die Bestien sind von denen immer gewarnt wurde. Beide müssen feststellen das sie Getriebe der Zeit sind, Romulus von der Vergangenheit und Odoaker von der Zukunft seines nach Raum und Blut strebenden Volkes.
So erhält Romulus die, aus seiner Sicht, Höchststrafe in der in Pension geschickt wird.

Das Dürrenmatt dieses Stück vor dem Hintergrund des 2. Weltkrieges geschrieben hat zeigt sich immer wieder an verschiedenen Ecken des Stückes, wie die Ernennung des Kriegsminister zum Reichsmarschall oder die Frage nach der „totalen Mobilmachung“ bzw. dem „totalen Krieg“.
Astrid Jacob gelingt es mit ihrer Inszenierung allerdings auch dem Stück eine hohe Aktualität zu verleihen. Dies zeigt sich in der Charakterisierung von Rea, dies sich stark mit der aktuellen Tendenz von Frauen in nationalistischen Strömungen auseinander setzt. Schließlich will Rea alles für ihr Vaterland tun und ist verärgert als ihr Vater es verbietet mit dem Hinweis man solle aus Liebe heiraten.
Das Kostüm von Rupf erinnert stark an Plantagenbesitzer in den Südstaaten der USA im letzten Jahrhundert und auch seine Haarpracht zeigt Anspielungen auf aktuelle Personen.

Neben dem Inhalt des Stückes überzeugen auch die Schauspieler:innen das Theaterstückes und insbesondere die Leistung von Roman Kurtz macht dieses zu einem sehenswerten Stück.


Romulus der Große
Theaterstück von Friedrich Dürrenmatt

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Dieser Beitrag lief am 14. November 2016 in der Frühschicht auf Radio Unerhört Marburg.

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