Gold (UA)
Gold (UA)

Gold (UA)

Stadttheater Gießen

Es ist nicht alles Gold, was glänzt.

Der zentrale Wendepunkt des Stückes ist die Apokalypse, ausgelöst durch einen Regen aus Gold. Dadurch verändert sich nicht nur die Gesellschaft und so teilt sich auch das Stück in zwei Teile, das davor und das danach.

Vor der Apokalypse erleben die quasi die persönliche Apokalypse von Tilda ( Johanna Malecki) die in einen Verkehrsunfall verwickelt wird und dadurch eine unheilvolle Abwärtsspirale in ihrem Leben auslöst. Den durch ihren Unfall bekommt sie nicht die neue Wohnung die sie so dringend benötigt und auch das arbeiten im Vorzeige-Kollektiv-Café ist doch nicht so positiv wie es nach aussen scheint. Die Geschichte von Tilda wird dabei von einem Erzähler (Magnus Pflüger) voran getrieben und viele der Szenen werden auch chorisch vom Ensemble gesprochen. Der Gipfel des ersten Teils des Stückes endet in der Verhaftung von Tilda durch einen Supermarktdetektiv, der sie gerade abführt als der Goldregen beginnt und sich Tilda in die Kanalisation flüchtet.

Nach der Pause geht es mit der Erzählung nach dem Goldregen weiter, wobei die Geschichte von Tilda stark in den Hintergrund gerät und nur noch am Rande vor kommt.

Mehr Schein, als Sein.

Erinnert der Beginn des Stückes von Philipp Gärtner ein wenig an Kafkas Prozess, so wird es im zweiten Teil leider etwas wirr und zusammenhangslos. Dies ist aber auch irgendwie nicht verwunderlich, wenn man erfährt, dass diese Szene eine Auswahl aus einem großen Angebot an Möglichkeiten war. Leider erhöht dies hier nicht die Qualität des Stückes, sondern versinkt in Beliebigkeit.

Aber wahrscheinlich ist die auch etwas schwer zu erreichen, wenn hier eine große Auswahl an Möglichkeiten vorliegt.

Nicht der Goldstandard

Doch wo biegt diese Uraufführung des Stückes am Stadttheater Gießen falsch ab? Den mit den einzelnen Teilen ergibt sich auf dem Papier zumindest ein spannendes Stück. Der zentrale Punkte des Stückes, was passiert mit einer Gesellschaft wenn diese durch eine Katastrophe erschüttert wir, klingt spannend und ein wenig wie der Jugendtraum von Kommunisten.

Auch das Ensemble um Anne-Elise Minetti, Sebastian Songin, Carolin Weber, Tom Wild und weitere gehört in Gießen zu einer hervorragenden Besetzung.

Aber es sind die Kleinigkeiten die einen gelungen Abend trüben und ihn quasi versalzen

Da ist beispielsweise der schon erwähnte fehlende Zusammenhang, zwischen Teil 1 und 2, den der zentrale Handlungspunkt vom “Goldregen” reicht nicht als verbindendes Element aus.

Oder es ist der großflächige Einsatz, den Text chorisch vor zu tragen und so auch Rollen noch weiter verschwimmen zu lassen, als sie ohnehin schon sind, den alle auf der Bühne haben mindestens drei verschiedene Rollen.

Vielleicht hätte das Stück einfach nach der Katastrophe zu Ende sein sollen, so dass sich ein klares Ende ergeben hätte. Doch so ziehen sich die 2 Stunden und 40 Minuten Aufführungsdauer im 2. Teil einfach gefühlt unendlich und man ist froh, wenn es endlich vorbei ist.

Man muss also schon sehr bewusst sich für dieses Stück entscheiden, um es in seiner vollen Länge durch zu stehen.