Von der Premiere die eine Performance wurde
Von der Premiere die eine Performance wurde

Von der Premiere die eine Performance wurde

Foto: Jan Bosch, HLTM

Vor fast genau zwei Jahren, im März 2020, sollte das Stück „Die Welt im Rücken“ Premiere am Hessischen Landestheater feiern. Doch nach der Generalprobe, kam kurz vor der Premiere der erste Corona-Lockdown und beendete schnell und nachhaltig dieses Stück.

Jetzt, am 12. März 2022, sollte es in der Spielzeit 2021/22 so weit sein und Marburg endlich etwas über Thomas Melle, seine Krankheit und den Umgang damit erfahren. Doch auch dieses mal wurde es nichts mit der Premiere, zumindest nicht so richtig.

Doch diese Mal war es nicht Corona, was das Stück sabotierte, sondern das eine der Spielenden nicht für die Zeit nach der Premiere zur Verfügung steht und ein Theaterstück das nur die Premiere feiern kann ist ja auch nicht das wahre. Da sich Regisseurin Eva Lange fest gelegt hatte das Stück nur mit den drei bereits fest stehenden Spielenden zu inszenieren, musste also eine Alternative her.

Diese gab es jetzt am 12. März auch in Form einer performativen Installation.

Performative Installation

Das ganze klingt vielleicht erst einmal komisch und lässt einen auch vielleicht eher an Documenta denken als an Theater. Trotzdem war es ein spannender und kurzweiliger Abend. In insgesamt drei Stunden, ab 19:30 Uhr, gab es jeweils 12 Minuten Slots in denen man sich im Inneren des kleinen TASCH aufhalten konnte und der Installation hautnah begegnen konnte. Danach war Schluss uns man musste mindesten einen Slot warten, bis man hineinkonnte. Um diese Zeit zu überbrücken und weil man auch nicht ständig rein und raus musste, war auch das Foyer Teil der Installation. Mit abgeklebten Fenstern mit Zeitungspapier, Requisiten und Probenfotos konnte man sich die Zeit anderweitig vertreiben oder einfach in der Zwischenzeit ein Getränk an der Theaterbar genießen. Für alle die nichts verpassen wollten, gab es die Möglichkeit eine Liveübertragung aus dem Raum mitzuverfolgen, allerdings ohne Ton. Für ganz Kreative gab es auch eine Malecke zur Auslebung der eigenen Phantasie.

Im Inneren des kleinen TASCH war das Bühnenbild von Ulrike Obermüller so aufgebaut, als würde man gleich das Stück ganz normal sehen können. Abseits davon war es aber nicht normal, das Bühnenbild setzt sich auch in die Zuschauerränge fort und diese konnten sich in ihrem Zeitslot dort frei bewegen und der Performance der Spielenden folgen. In den Rängen gab es jeweils Sitzplätze, wie auch an einer Seite der Bühne. Dem gegenüber konnte man stehend dem Spiel auf der Bühne folgen. Ein riesiges Bücherregal bildete das Kernelement und wurde nicht nur zum abstellen von Bier genutzt, sondern auch körperlich erklommen.

Inhaltlich wurde dabei nicht einfach das Stück präsentiert, sondern einzelne Versatzstücke kehrten immer wieder und dies in unterschiedlichen Varianten und Ausprägungen. Vor dem Hintergrund, das Thomas Melle an einer bipolaren Störung leidet, erscheinen die Versatzstücke als Nachempfindung der einzelnen Phasen von dieser. Wiederkehrende Motive in den drei Stunden waren, nach meiner Wahrnehmung, unter anderem die Reise durch die Hotelzimmer der Republik und der Erlangener Stückemarkt, sowie die Leipziger Buchmesse.

So bleibt von Die Welt im Rücken momentan nur die Möglichkeit den Roman zu lesen oder bei dieser einmaligen performativen Installation mit Mechthild Grabner, Zenzi Huber und Christian Simon dabei gewesen zu sein. Ein spannender Abend der vor allem die Vorfreude darauf steigert, das dieses Stück endlich in der von Christin Ihle gedachten Form auf der Bühne statt finden wird.

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